Periimplantitis Kompetenzzentrum
Eine Periimplantitis ist nicht selten und kann durch viele verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Wichtig ist: diese schnell zu erkennen. Frühzeitig und richtig behandelt, kann so das Implantat fast immer gerettet und den Patient*innen eine langwierige Behandlung erspart werden. Verzögerungen oder eine späte Behandlung führen leider oft zu schwerwiegenderen Komplikationen oder Verlust des Implantats. Als Fachzahnärzte für Oralchirurgie und spezialisiertes Zentrum für Implantologie und Knochenaufbau haben wir für Sie die wichtigsten Ursachen und Behandlungsmethoden zusammengestellt.
Ursachen einer Periimplantitis
Implantitis ist eine Entzündung des Gewebes um ein dentales Implantat, verursacht durch Bakterien an der Implantatoberfläche. Es gibt viele mögliche Ursachen für diese Art von Entzündung, die sich nicht selten kombinieren und untereinander verstärken:
• Unzureichende Mundhygiene: Ansammlung von Plaque und Zahnstein um das Implantat.
• Rauchen: Eine beeinträchtigte Durchblutung rund um das Implantat erhöht das Risiko von Infektionen.
• Mechanische Überlastung des Implantats, z.B. durch voluminöse Kronen, verursachen eine Lockerung des Implantat-Abutments und Überreizung des umliegenden Gewebes.
• Systemische Erkrankungen wie Diabetes oder rheumatoide Arthritis beeinträchtigen das Immunsystem und erhöhen die Anfälligkeit für eine bakterielle Infektion.
• Mangel an Gingiva keratinisata: Fehlt diese wichtige Schutzbarriere oder ist diese geschwächt, führt dies häufig zu chronischen Entzündungen bis hin zum Verlust des umgebenden Knochens und so zum Verlust des Implantats. Patienten mit geringer Menge an keratinisierter Gingiva sollten engmaschig überwacht und in kontinuierlicher Pflege geschult werden, um das Risiko von Periimplantitis zu vermeiden.
• Tief inserierende muskuläre Bänder (z.B. Orbicularis oder Buccinator Muskel) in der Nähe von Implantaten können in Kontakt mit Implantaten kommen, zu übermäßiger Belastung und Reibung – und so zu Mikrotraumata und Entzündungen des umgebenden Gewebes führen.
• Titandioxid-Unverträglichkeit: Viele medizinische Geräte und Implantate enthalten Titandioxid. Obwohl Titan generell als biokompatibel und nicht allergen gilt, können in seltenen Fällen immunologische Reaktionen auftreten, die zu Entzündungen bis hin zum Abbau des Knochens führen. Besteht Verdacht, bieten wir Titandioxid-StimulationsTests an. Bei nachgewiesener Titandioxid-Unverträglichkeit beraten wir dann zu alternativen Behandlungsmöglichkeiten wie Austausch des Implantats durch z.B. Zirkonium- oder Keramik-Implantat.
• Implantation unter Vitamin-D-Mangel: Vitamin D ist wichtig für die Regulation des Calcium-Stoffwechsels und die Aktivierung der Osteoblasten und damit für die normale Funktion von Knochen und Zähnen. Ein Mangel kann die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, am Implantat Knochen anzureichern und es zu integrieren, die Heilung verzögern und die Erfolgsrate des Implantats beeinträchtigen. Wir empfehlen, vor jeder Implantation eine Überprüfung des Vitamin-D Spiegels und gegebenenfalls eine Supplementation durchzuführen.
Erkennen einer Periimplantitis
Sobald auch nur der Anfangsverdacht auf eine Periimplantitis besteht, sollte zügig gehandelt werden, um Patient*innen langwierige Behandlungen zu ersparen.
Eine Periimplantitis kündigt sich meist an durch:
• Schmerzen am Implantat (spontan oder beim Kauen)
• Spontane Blutungen unter der KroneBehandlung einer Schleimhautentzündung
• Schwellungen, Rötungen oder Entzündung am Zahnhals
• Austreten von Eiter im Bereich der Schleimhaut
• Knochenabbau (Röntgennachweis)
Eine gründliche klinische Untersuchung ist essenziell und erfolgt bei Ihrem Zahnarzt oder bei uns.
Therapie einer Periimplantitis
Schritt 1: Präoperative Vorbereitung
(Diese kann selbstverständlich schon in Ihrer Praxis vorgenommen werden.)
• Eliminiation von Zahnkeimen unterhalb des Gingivaniveaus durch professionelle Prophylaxe (Ozon, Air Flow, Periochip).
• Untersuchung, Analyse und Therapieauswahl: Bestimmung der Implantatposition und Lage der prophetischen Versorgung als Basis für die Entscheidung über das weitere Vorgehen – Rettung oder Explantation.
• Blutanalyse mit Ausschluss von TitandioxidUnverträglichkeit und 3D-Darstellung zur Beurteilung des Knochenverlusts.
• Vitamin-D-Untersuchung und Einstellung auf einen optimalen Level für Knochenheilung.
Schritt 2: Oralchirurgische Therapie: Dekontamination und Knochenaufbau mit Eigenknochen
Nachdem die Krone abgenommen ist, kann
• das Implantat mit einem Mukoperiostlappen neu dargestellt und anschließend die Oberfläche des Implantats maschinell dekontaminiert und vollständig von Bakterien befreit werden. Diese Dekontamination wird mit Hilfe von Galvosurge durchgeführt, einer Methode, die den Biofilm direkt am Implantat via Kleinspannung auflöst und das Implantat tiefgehend desinfiziert
• die nun völlig keimfreie Implantatoberfläche mit Eigenknochen (führt zu nachweislich schnellerer Einheilung und festerer Knochenstruktur) aufbereitet und versorgt werden
• dann die plastische Abdeckung des gereinigten Implantats und dem neu aufgebautem Knochen zur 3-monatigen Einheilung erfolgen.
Schritt 3: Oralchirurgisches Schleimhautmanagement
Nach einer ausreichenden Verknöcherung von ca. 3 Monaten wird das Implantat freigelegt. In dieser Phase ist es besonders wichtig, die Schleimhautverhältnisse zu optimieren, zu korrigieren oder zu verbessern durch:
• Korrektur von Schleimhautbändern oder hoch inserierten muskulären Ansätzen
• Schleimhaut-Transplantation zum Gewinn von befestigter Gingiva und Gingiva keratinisata.
Zum Schluss kann die alte Krone wieder eingesetzt werden. Einmal richtig versorgt, sollten Patient*innen nun lange Freude am Implantat und stabiler Kaukraft haben.